Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten
Auf den Spuren der Vergangenheit
„Ländergrenzen, Grenzregionen, Grenzverläufe, moralische Grenzen, grenzübergreifende Umweltkatastrophen, Geschlechtergrenzen, die Geschichte der Innerdeutschen Grenze …“ – die Ideen der Schülerinnen und Schüler zweier Geschichts-Grundkurse des Jahrgangs 11 des Goethe-Gymnasiums Ludwigslust sprudelten nur so, als Frau Lüdtke und ich nach den Sommerferien den Vorschlag machten, am diesjährigen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten der Körber Stiftung teilzunehmen.
Das Thema „Bis hierhin und nicht weiter – Grenzen in der Geschichte“ wurde begeistert aufgenommen. Dass so ein Wettbewerbsbeitrag mit viel Arbeit verbunden ist, war den Schülerinnen und Schülern zwar klar, je näher der Abgabetermin rückte, desto weniger von ihnen erklärten sich allerdings bereit, ihre Ausarbeitungen tatsächlich einzureichen. Die Aussicht auf eine Auszeichnung und der Ehrgeiz, das Produkt fertigzustellen, einte diejenigen, die sich letztendlich überwunden haben, den Beitrag abzuschicken.
Für ihren Video-Beitrag „Fall Tschornobyl[1] – Mit Einblick in die Deutsche Demokratische Republik“ wurden Olha Pushkar, Leonie Dastig und Mia Boeckmann mit einem Förderpreis ausgezeichnet. Auf der offiziellen Preisverleihung am 2.7.25 im Schweriner Landtag wurde insbesondere die Themenauswahl des Beitrags gewürdigt. „Wir wollten ein Thema haben, dass jede von uns persönlich integriert und betrifft“, antwortete Olha Pushkar, als sie nach ihrem Motiv für diese Auswahl gefragt wurde. Neben anderen Quellen kommen in dem Beitrag viele Familienmitglieder zu Wort, die aus unterschiedlichen Perspektiven – der Ukrainischen SSR und der DDR – über ihre Erfahrungen mit dem Reaktorunglück von 1986 berichten. Das Thema des Wettbewerbs wird dabei auf vielen Ebenen deutlich: Die Folgen waren grenzübergreifend verheerend; dem politischen Umgang mit der Thematik waren systembedingt enge Grenzen gesetzt, wobei aus den Zeitzeugenberichten deutlich wird, dass die Verbreitung von Informationen sich eben nicht an die Grenzen der Systeme gehalten hat. So wird eine Diskrepanz von offiziell gewünschten und tatsächlich in der Bevölkerung vorhandenen Informationsflüssen in beiden Ländern deutlich.
Das Erschließen der eigenen Geschichte durch die Beschäftigung mit historischen Fragestellungen macht die Teilnahme am Geschichtswettbewerb für junge Menschen zu einer sehr wertvollen Erfahrung.
Mareike Voigt-Diderich
[1]Urainische Schreibweise, kein Tipfehler

