20. August 2019

Kennenlernwoche am Goethe-Gymnasium

Es ist Montag 7:15 Uhr. Der erste Schultag nach den Sommerferien. Eigentlich beginnt der Unterricht erst kurz vor Acht, aber zahlreiche SchülerInnen der 10. Klassen sind schon da. Sie treffen letzte organisatorische Absprachen, teilen untereinander Handzettel aus und stimmen nochmals ihre Aufgaben ab. Alle sind sogenannte „Teamer“ und nehmen heute die neuen Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse am Eingang des Gymnasiums in Empfang, fragen nach den Namen und helfen mit gebastelten Schildern bei der Klassenzuteilung. Sie haben den Überblick, wissen wer noch nicht da ist und geben den ebenso gespannten KlassenleiterInnen
einen Überblick.
In der letzten Ferienwoche hatten sich die „Teamer“ an mehreren Tagen in der Schule getroffen, um mit Frau Stein – Lehrerin und Projektleiterin – die „Kennenlernwoche“ vorzubereiten. Kein selbstverständliches Engagement in der letzten Ferienwoche, findet auch der Schuldirektor des Goethe-Gymnasiums Ludwigslust Ekkehard Detenhoff. „Teamerin“ Lisa Reimann aus der Klasse 10.2 begründet ihr Engagement damit, dass sie die „Kennenlernwoche“ zu ihrem Schulbeginn als sehr hilfreich empfand und zu den „Teamern“ aufgeschaut habe als sie kaum jemanden kannte. Die „Teamer“ waren für sie Vorbilder und haben dabei geholfen, dass niemand ausgeschlossen wird und so wolle sie es nun auch machen. Doch warum sind SchülerInnen dafür besonders geeignet? „Von Schüler zu Schüler ist es etwas anderes, als von Lehrer zu Schüler. Wir können uns eher in die Lage der neuen Siebtklässler hineinversetzen“. erklärt ‚„Teamerin“ Elisa Huschka aus der Klasse 10.5.
Unterdessen stehen die Neuankömmlinge mittlerweile nach Klassen sortiert auf dem Schulhof vor den „Teamern“, den KlassenlehrerInnen und dem Schuldirektor. Einige Eltern stehen etwas abseits und beobachten, wie ihre Kinder am Startpunkt eines neuen Lebensabschnittes stehen, dessen Ziel nach sechs Jahren der höchste Schulabschluss Deutschlands und der Übergang in die Selbstständigkeit des Erwachsenseins ist. Die Stimmung unter den nun jüngsten Gymnasiasten ist eine Mischung aus freudiger Aufregung und Unsicherheit. Herr Detenhoff weiß das und fängt erste Ängste vor der neuen und fremden Umgebung während seiner Begrüßungsrede mit einem Lächeln und mutmachenden Worten ab. In den darauffolgenden Tagen begleiteten je drei „Teamer“ eine siebte Klasse und halfen bei der Eingewöhnung durch verschiedene Aktionsformen. Ziel war es, wichtige Informationen und Abläufe des Goethe-Gymnasiums zu vermitteln und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern die Basis für eine gute Lernatmosphäre zu schaffen, denn der straffe Lehrplan erfordert einen funktionierenden Klassenverband. Dass die „Kennenlerntage“ dabei helfen, Konflikte vorzubeugen und die Klassen dabei zusammenwachsen, davon sind auch die beiden Teamerinnen Frida Pauline Huber und Pia Peukert aus der Klasse 10.1 überzeugt. „Die Basis für eine fruchtbare Lernatmosphäre ist das Klassenklima. Ist dieses Klima von gegenseitiger Akzeptanz, Hilfsbereitschaft und Teamgeist geprägt, reduziert das ausufernde Konflikte, die den Unterricht überlagern.“ wissen auch Projektleiterin Ramona Stein und Schuldirektor Ekkehard Detenhoff aus jahrelanger Erfahrung zu berichten. Der Schulsozialarbeiter Tony Schroeder ergänzt: „Gerade die Anfangszeit ist von besonderer Bedeutung. Die Rollen werden neu verteilt und jeder sucht seinen Platz in einer neuen Gruppe. Das ist ein ganz normaler Prozess. Um so wichtiger ist es daher, diesen Prozess aktiv zu begleiten und den sachlichen, fairen Umgang untereinander und das Teamplay von Anfang an zu fördern, sowie gemeinsame Regeln aufzustellen.“
Hierfür nahm jede siebte Klasse an einem Outdoor-Tag teil, bei welchem nicht nur das Kennenlernen und die Teambildung im Fokus stand, sondern auch das Deutsche Sportabzeichen abgelegt wurde. Die anleitenden „Teamer“, die auch allesamt ausgebildete Mediatoren (Streitschlichter) sind, setzten hierfür die EOL-Methode ein, ein Konzept für erlebnisorientiertes Lernen. So mussten verschiedene sportliche Aufgaben bewältigt werden, die nur als Team zum Erfolg führen. Im direkten Anschluss wurden Feedbackrunden geführt und die SchülerInnen unter Anderem dazu befragt, warum der Erfolg hin und wieder ausblieb. Der Erkenntnisgewinn lag auf der Hand: wenn die Zusammenarbeit als Klasse funktioniert, alle an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen, dann ist der Erfolg für jeden Einzelnen wahrscheinlicher.
Neben den sportlichen Aktivitäten stellten die neuen SchülerInnen innerhalb ihrer Klassen aber auch ganz konkrete Regeln für ein gutes Klassenklima auf. Unter der Anleitung der „Teamer“ wurden Wünsche und Anregungen für Verhaltensregeln gesammelt, die im Anschluss auf ein großes Plakat übertragen und von allen SchülerInnen unterzeichnet wurden. „Die Beteiligung der SchülerInnen ist ein wesentlicher Kern demokratischer Bildungsarbeit. Wenn sie sich als ernst zu nehmende Gesprächspartner erleben, verbessert das nicht nur das pädagogische Grundklima, es nimmt die SchülerInnen auch in die Pflicht, für die Gemeinschaft und für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Dafür legen wir mit der ‚Kennenlernwoche‘ die Basis.“ erläutern Projektleiterin Ramona Stein und Schulsozialarbeiter Tony Schroeder den pädagogischen Hintergrund.
Die „Teamer“ bereiteten unterdessen ein weiteres Thema vor und wieder ging es um Demokratie.
Die Klassensprecherwahl steht in den nächsten Tagen auch für die neuen siebten Klassen an und es wird die Frage bearbeitet, welche Eigenschaften gute KlassensprecherInnen ausmachten. „Nett“ müssten sie sein, da sind sich alle einig. Schnell werden jedoch die Eigenschaften mit den anfallenden Aufgaben verknüpft. Selbstbewusst und verlässlich solle die Person sein, wenn es zum Beispiel darum geht die Klassenmeinung im Schülerrat vor Älteren zu vertreten. Und so nimmt das Bild der zukünftigen Klassensprecher Stück für Stück Konturen an.
Am letzten Tag der „Kennenlernwoche“ fuhren alle siebten Klassen dann gemeinsam in das Waldbad Grabow, um sich bei Staffelwettkämpfen zu Wasser und zu Land untereinander zu messen und ihren Teamgeist zu stärken. Eine Herausforderung im doppelten Sinn, denn nicht nur die Wettkämpfe waren eine Herausforderung, sondern leider auch das Wetter. Bei herbstlichen Temperaturen und Regenwetter wurde das Durchhaltevermögen aller Beteiligten auf die Probe gestellt, aber auch diese Herausforderung wurde gemeistert und hat SchülerInnen,
„Teamer“ und Lehrkräfte zusammengeschweißt.

Tony Schroeder

 

 

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