11. November 2010

Kriegszustand

Foto_AG

Was wäre wenn …

Foto AG des Goethe-Gymnasiums Ludwigslust will aufrütteln!!!

Zu einer recht ungewöhnlichen Situation kam es dieser Tage vor dem Rathaus von Ludwigslust.

Rauchschwaden, Schüsse und Schreie verwandelten den Gehweg in einen kriegsähnlichen Zustand. Passanten blieben verstört, aber auch neugierig stehen, um den Versuch zu starten, das Ganze zu durchschauen.

Bereits in den letzten beiden Schuljahren haben interessierte Schüler unserer Schule im Rahmen der Foto-AG viele fotografische Versuche unter dem Thema „Heimat“ unternommen.

In diesem Jahr wollen sich die Jugendlichen mit dem Thema Krieg auseinandersetzen. Krieg ist für uns so weit entfernt, die Nachrichten sind gespickt von Selbstmordattentaten, Überfällen, Hinterhalten. Die Zahl der Opfer berührt fast niemanden- es betrifft uns ja nicht!

Aber was wäre wenn?

Die Jugendlichen nennen ihr Thema „Homeland in WAR“- Heimat im Krieg. Sie wollen so einen Anstoß zur Diskussion über für uns selbstverständlich gewordene Dinge geben und zum Nachdenken anregen.

In unterschiedlichen Shootings werden bekannte Häuser, Plätze und Sehenswürdigkeiten für konstruierte Lichtbildwerke in einen kriegsähnlichen Zustand versetzt. Dazu muss der Ort vor der Aufnahme präpariert und verfremdet werden. Hier soll ein neues Bewusstsein sowohl für Begriffe wie Frieden als auch eine Art analoges Verständnis für Bildmanipulation vermittelt werden. Es sollen verstärkt mediale Einflüsse von Fernsehkriegsbildern reflektiert und die Fantasie der Teilnehmer gefördert werden. Gleichzeitig erhält jeder Betrachter der Werke eine selbstverständliche Position gegen aufkeimende antidemokratischen Bewegungen in unserer Region. Die Jugendlichen wollen ihre unterschiedlichen Sichtweisen ihrer Heimat zeigen.

Sie haben die Idee, über sozialkritische Fotos mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Sie soll Anregung zum genaueren Hinsehen und nicht Wegsehen geben. In Gesprächen der Jugendlichen wurde deutlich, dass auch politisches Engagement wirkungsvoll sein kann, wenn man sich mit den unterschiedlichen Sichtweisen beschäftigt, auch wenn diese negativ sind.

Die Generation der Jugend ist diejenige, die die Zukunft des Landes gestalten und Verantwortung übernehmen muss. Deshalb ist es wichtig, dass die Jugendlichen wesentlich stärker als bisher, und vor allem gleichberechtigt, in die Gestaltung der Gesellschaft mit einbezogen werden.

Am Ende des Projektes soll eine große Ausstellung in Ludwigslust entstehen, die sowohl der breiten Öffentlichkeit des Städtedreiecks Ludwigslust – Grabow – Neustadt-Glewe, als auch allen Schülern des Landkreises eine Vorstellung von Krieg geben soll. Durch „HOMELAND IN WAR“ wird es sicherlich zu vielen Gesprächen und Diskussionen kommen, auf die die Jugendlichen schon sehr gespannt sind.

Ein großes Dankeschön an die vielen Helfer, Frau Zischau, die sich um das blutige Schminken der Modelle kümmerte, der Stadt Ludwigslust für die Genehmigung, der Feuerwehr Ludwigslust, dem Baumarkt Nelius, dem Schrotthandel Rüge und an alle, die nicht genannt sind.

Ramona Stein

Lehrerin in der Schulsozialarbeit

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